Torres del Paine Nationalpark
Torres del Paine – Diese drei Worte waren schon mindestens ein Jahr vor Beginn der Weltreise in meinem Kopf. Ebenso wie „Yellowstone“ oder „Grand Canyon“ für die USA stehen, ist dieser Park das Aushängeschild für Outdoor & Adventure in Chile. Der Unterschied ist nur: im Torres-Park gibt es kaum „Kurz-aus-dem-Auto-steig-Touris“, dafür aber eine unvergleichlich-spektakuläre Landschaft, die unbedingt erwandert werden will. Südamerika, wie es schöner, zum Teil aber auch rauer nicht sein kann.
6-tägige Wanderung durch Torres del Paine
Den Rucksack auf das Nötigste reduziert und mit Verpflegung für mind. 6 Tage ausgestattet ging es von Puerto Natales die letzten 120 km hinein in den Park. Ich hatte mir Kartenmaterial besorgt und wollte bestimmte Wanderwege gehen, immer vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Insgesamt bin ich in den 6 Tagen ca. 80 km gelaufen und habe eine fantastische Sicht auf die einzigartige Bergwelt und den Grey Gletscher genossen aber genauso kann ich von viel Regen und Schnee in höheren Lagen berichten (hier eine Karte vom Torres de Paine Nationalpark PDF, 927 KB).
Den zum Teil widrigen Wetterbedingen ist es zu verdanken, dass ich die „Cuernos des Paine“ – das markante Wahrzeichen des Parks – nur vom Fuß des Bergmassivs bestaunen konnte. Ein Aufstieg zu Camp Italiano oder gar zum Camp Britanico wäre ein zu großer Kraftakt gewesen. Es ist gut, seine Grenzen zu kennen. Die Wanderung soll ja auch Spaß machen. Daumen hoch!
In jedem Fall ist im Park warme Kleidung angesagt, zu jeder Jahreszeit! Mit unter habe ich mich doch stark an meine Bundeswehrzeit erinnert gefühlt. Nasse Füße, an denen ich mir Blasen gelaufen hatte und ein ständig knurrender Magen. All das ist in dem Moment vergessen, in dem man freien Blick auf die bis zu 3.200 m hohen, schneebedeckten Gipfel und auf die zahlreichen Gletscher und tiefblauen Seen genießt.
Unweigerlich kam mir an einer Stelle, früh am Morgen, Beethoven`s Neunte in den Sinn. Einfach majestätisch. Und dieser Wind hier! Keine steife Nordseebrise kann es mit diesem omnipräsenten, sturmartigen Naturspektakel aufnehmen. Ein Wunder, dass mein Zelt überlebt hat. In dem Sturm flatterte es derart laut, dass das Einschlafen schwer fiel. Auf diesen Wind sollte man sich einstellen, wer in dem Park mit dem Zelt unterwegs ist.
Das Wetter ändert sich hier binnen Minuten. Was man von den Alpen her kennt, bekommt hier unten im Süden eine noch einmal bedeutendere Dimension. Eben noch spaziert man gemütlich im Sonnenschein und macht ein paar Fotos und 5 Minuten später wird man von einem gewaltigen Sturmsystem gejagt. Diese Erfahrungen in der Natur, die bizarre Bergkulisse und die schönen Begegnungen unter Gleichgesinnten schreien jedenfalls nach mehr. Irgendwann werde ich einmal hierher zurückkehren (müssen). Ein Ort, der mich gefangen nahm. In den letzten Jahren wurde der Park sukzessive ausgebaut, ich hoffe, dass sein ursprünglicher, wilder Charakter dadurch nicht verloren geht, sodass noch viele Tausend Wanderer die Schönheit der rauen Natur, in der Pumas und Kondore zu hause sind, erleben können.
Punta Arenas
In Punta Arenas habe ich schließlich die Magellan Straße erreicht. Hier ist also Fernando de Magallanes im Jahre 1520 vorbei geschippert. Diese Stadt liegt auf dem 53. Breitengrad (südlich) und ist trotz seiner Abgelegenheit überraschend modern und westlich geprägt. Die beiden Städte Punta Arenas und Ushuaia beanspruchen beide für sich, die südlichste Stadt der Welt zu sein, wobei das mit knapp 120.000 Einwohnern doppelt so große Punta Arenas die Haltung vertritt, Ushuaia sei eigentlich keine Stadt/Großstadt. Wie dem auch sei – beide Städte sind sehenswert. Per Schiff machte ich in Punta Arenas einen Ausflug auf die Isla Magdalena. Durchlöchert wie ein Schweizer Käse wird dieses sogenannte „Natur Monument“ von sage und schreibe 50.000 Exemplaren der Magellan-Pinguine bewohnt, die ihre kleinen Höhlen in den Boden graben.
Leider war der Aufenthalt auf der Insel auf nur 1 Stunde begrenzt, was eine eingehende Beobachtung unmöglich machte. So musste ich mich mit ein paar schönen Fotos von einer einzigartigen Tierwelt begnügen. Wenn man die lustig watschelnden kleinen Gesellen so anschaut und die Kulisse auf sich wirken lässt, realisiert man, dass dies keine Fernsehdokumentation über einen fernen Ort ist, sondern sich dies in diesem Moment vor den eigenen Augen abspielt – National Geographics live. Die Insel sollte man sich nicht entgehen lassen.
Ushuaia – Feuerland
Am 21. Dezember bin ich schließlich exakt zur Sommersonnenwende in Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt eingetroffen. Schön, wenn der Zufall Reiseführer spielen darf. Nun war ich also in Feuerland und leider hatte ich nicht mehr als 2 Tage im Gepäck, denn der nächste Flugtermin stand schon fest. Hier rächt sich also meine Trödelei. Na ja, nicht wirklich, jeder Tag war gut angelegt.
Ushuaia ist umgeben von Bergen und der wichtigste Hafen für alle Schiffe, die ins ewige Eis aufbrechen. Mit einem Seemann habe ich kurz gesprochen. Als er das Ziel für die 2-wöchige Reise aussprach – ANTARCTICA -, wäre ich nur zu gerne mit an Board gewesen. Ich hatte geholfen, die Leinen zu lösen und dann hörte ich das dröhnende Tuten, das von den umliegenden Bergen zurückgeworfen wurde. In Gedanken bin ich mitgefahren. Ushuaia ist sicherlich gut für einen mehrtägigen Aufenthalt. Die Landschaft sieht jedenfalls sehr einladend aus. Gerne hätte ich die umliegenden Berge erkundet.
Weihnachten verbrachte ich in Buenos Aires. Völlig unangemessen waren hier über 30 Grad und die Stadt brodelte in ihren Autoabgasen vor sich hin. Die Unterschiede zwischen dem südlichen Patagonien und dieser heißen Metropole sind schon enorm. Sorry, wenn ich an dieser Stelle keine Tipps in Sachen Sightseeing geben kann. Bei derlei Außentemperaturen hatte ich mir meist ein schattiges Plätzchen in einem der Parks gesucht.
Es ist, als ob ich ein Land voller Freunde zurückgelassen habe, vor allem was Chile betrifft. Gibt es etwas Schöneres, das man von einer Reise sagen kann? Genau diese Begegnungen mit den Menschen sind in meinen Berichten oftmals zu kurz gekommen, aber ich kann versichern, sie wiegen genau so schwer, wie die ausgiebigen Wanderungen in der ursprünglichen und einzigartigen Landschaft Patagoniens. All die anderen Rucksacktouristen aus den verschiedenen Ländern, die Aufgeschlossenheit der Chilenen, all das wird ein wenig Zeit brauchen, um sich in meinem Kopf zu setzen.
Kurzinfo Chile
(meine Tour) | |
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Reisezeit | Ende Oktober – Ende Dezember |
Temperaturskala | Nachts 20 bis -5 Grad, Tag 5-28 Grad |
Reisedauer | 2 Monate, genug für meine Tour |
Verlauf | Santiago > Richtung Süden entlang der Anden > nach Feuerland, Ushuaia |
Empfehlung | Torres del Paine, Pucon, Isla Magdalena (Pinguinkolonie) |
Reiselinks
Kurzinfo Argentinien
(meine Tour) | |
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Reisezeit | Mitte November – Ende Dezember |
Temperaturskala | Nachts 20 bis -5 Grad, Tag 5-28 Grad |
Reisedauer | 2 Monate, genug für meine Tour |
Verlauf | Santiago > Richtung Süden entlang der Anden > nach Feuerland, Ushuaia |
Empfehlung | Perito Moreno, Ushuaia |