Per Anhalter durch Neuseeland – eine wunderbare Art, das Land, seine Natur und seine Menschen kennen zu lernen.
Als ich von der Bay of Islands wieder Richtung Süden gestartet bin, traf ich unterwegs Tobi und Sarah, die auf ihrem Heimweg nach Auckland gewesen sind. Eigentlich wollte ich an diesem Tag so schnell wie möglich durch Auckland durch fahren, 300 km weiter Richtung Rotorua im Süden. Sie kamen gerade vom Strand und als ich ihnen erzählte, dass ich mir die thermischen Quellen und die Geysire dort anschauen wollte, sagten sie: „Hey, wir fahren dich dort hin und kommen mit!“ Dann sind wir am Nachmittag zu dritt dort hin gefahren und haben uns gemeinsam die Gegend angeschaut. Ihre beiden Hunde waren immer mit dabei. Genau dass ist es, was ich beim Reisen so schätze. Das Spontane, das Unvorhersehbare und die Flexibilität. Wer trampt, kennt derlei Geschichten sicherlich.
Wandern im Tongariro Nationalpark
Der Tongariro Nationalpark – meine nächste Etappe könnte man als „Island in kompakter Form“ bezeichnen. Die 4-tägige Wanderung (Nothern Circuit) dort gehört zu den schönsten, die ich bis jetzt gemacht habe. Der sogenannte „Tongariro Crossing“ ist Neuseelands populärste und spektakulärste Tageswanderung und war ein Teil meiner Rundwanderung.
Diese Tageswanderung ist einfach unglaublich populär, sodass hier ziemlich viele Menschen unterwegs sind. Nicht wenige von ihnen tragen Jeans, einige sogar Flip-Flops, was man kaum als geeignetes Schuhwerk in dieser Gegend bezeichnen darf. Abseits der Trampelpfade hat man jedoch genug Raum, um ein Fleckchen für sich zu finden. Es gibt zahlreiche Hütten im Park, die man in Form eines Rundwegs ansteuern kann. Basislager und Ausgangsort, bevor man den Nationalpark betritt, ist Turangi. Hier haben sich mittlerweile einige Hostels auf die Touristenströme eingerichtet.
Von Wellington auf die Südinsel
Von Neuseelands Hauptstadt Wellington bin ich dann per Schiff auf die Südinsel über gesetzt. Die Fahrt mit dem Schiff ist eine schöne Abwechslung. Auch für die Südinsel hatte ich mir einige Wandertouren zurechtgelegt, die ich machen wollte. Erst bin ich wieder einmal über die Dörfer gezogen und war unter anderem in Kaikoura. Der Name bedeutet aus dem Maori übersetzt „Hummer essen“, denn genau diesen gibt es zahlreich hier.
Geplant war, hier eigentlich mit Delphinen zu schwimmen, was einige Anbieter in ihrem Programm haben, oder auf Whalewatching zu gehen. Für beides ist Kaikoura über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden ist, doch als ich den Preis für die 2-stündigen Touren gesehen habe, habe ich es dann doch sein lassen. 45 EUR kostete der Spaß. Ein Alternativprogramm musste her. Die Seelöwenkolonie, die ich dann bei einer Tageswanderung gesehen habe, war „gratis“ und trotzdem schön, oder gerade deshalb. Bis auf 2 Meter kommt man an die Kolosse heran, auch wenn diese durch ihre rülpsartigen Laute einen wissen lassen, dass man eher unbeliebt bei ihnen ist und tunlichst Abstand halten möge.
Begegnungen mit den Keas am Arthurs Pass
Ein weiteres wahrhaft animalisches Erlebnis hatte ich dann im Arthurs Pass National Park (180 Grad-Panorama-Bild). Der Höhepunkt bei der 4-tägigen Wanderung in dem Park war der Aufenthalt in der entlegenen Berghütte namens „Barker Hut“ auf 1.550 m. Nicht nur die Gletscher, die ringsherum von den Bergen herabhingen und die Tatsache, dass ich der einzige Wanderer in dieser Hütte seit 2 Wochen war, machten diesen Abend zu einem besonderen, unvergesslichen Erlebnis, sondern vor allem wegen der in Neuseeland berühmt berüchtigten Keas, einer Papagaienart, die zu dritt auf dem Dach meiner Ankunft erwarteten.
Keas sind zwar nicht so farbenprächtig, wie ihre Artgenossen im tropischen Regenwald, aber in Sachen Spieltrieb sind sie die Könige. Ich saß vielleicht 2 Minuten auf dem Boden, bis der erste der Banditen damit anfing, an meinen Schnürsenkeln zu zerren, während er AUF meinem Schuh stand! Es handelte sich wohlgemerkt um frei lebende Vögel.
Dann kamen auch schon seine Kameraden und probierten einen Happen von meinen Schuhsohlen zu ergattern. Ich war umzingelt! Das Spiel hätte ewig so weiter gehen können. Auf einem Stock, den ich in die Luft hielt, sind sie draufgesprungen und machten zirkusreife Nummern. Nichts ist vor ihnen sicher. Autofahrer hassen sie, da sie sämtliche Fensterdichtungen binnen Minuten in Luft auflösen können. Ich hatte jedoch einen Heidenspaß an den Viechern und bewundere sie dafür, dass sie den halben Tag mit Spielen verbringen. Mir ist kein anderes Tier bekannt, dass derart neugierig seine Umwelt erkundet.
In Wanaka habe ich dann das Fliegen per Paraglide-Schirm gelernt. Die Gegend ist optimal für diesen Sport und schon vor meiner Ankunft hatte ich mir Infos besorgt. Ich bin schließlich eine Woche geblieben und konnte schon am 4. Tag zusammen mit anderen von einem 750 m hohen Berg starten. Es war einmalig. Ein Linkskurve machen, sich mit dem ganzen Körper auf die linke Seite verlagern und 300 m unter sich die Bäume und das Gras sehen. Wahnsinn!!!