Neuseelands beliebteste Tageswanderung ist mit Sicherheit eine der abwechslungsreichsten Wanderungen, die es hier gibt. Eine zum Teil surreale Landschaftskulisse, die jährlich viele Tausend Touristen anlockt.
Von Turangi aus, das über zahlreiche Hostels verfügt, geht es in aller Frühe zum Ausgangspunkt der Wanderung (Parkplatz Mangatepopo). Die meisten Hostels bieten Shuttles an und so herrscht zwischen 7.45 und 8.45 Uhr am Morgen Hochbetrieb am Trailhead. Dann beginnt die Karawane. Denn abgesehen von viel Schweiß, den man auf der Strecke lässt, ist dies der Preis: man muss Tongariro Crossing mit vielen hundert anderen Wanderern teilen.
Am Red Crater, etwa die Hälfte der Gesamtstrecke ist zurückgelegt, habe ich eine 15-minütige Pause gemacht und dabei problemlos 30 Wanderer gezählt. Über den ganzen Tag hochrechnet kommt man also leicht auf eine Zahl von mehreren Hundert. Und dabei war es nicht einmal ein sonniger Tag im Hochsommer, sondern nur ein bewölkter Tag in der Nachsaison (17.03).
Basisinfos zur Wanderung
Schwierigkeitsgrad | moderat – mittelschwer |
Dauer | 7-8 Std. |
Distanz | 19.4 km |
Anstieg | ca. 700 Höhenmeter |
Art | Durchquerung des Tongariro National Parks an einem Tag. |
Grundvoraussetzungen | Körperliche Fitness ist Voraussetzung für diese Wanderung. Eine Regenjacke darf im Rucksack nicht fehlen |
Trailhead | Parkplatz Mangatepopo |
Karte
Aufgrund der außerordentlichen Beliebtheit der Tour tummeln sich hier bei weitem nicht nur erfahrene Wanderer. Mir sind Männer und Frauen begegnet, die in Flip-Flops und Badeshorts unterwegs gewesen sind. In diesem alpinen Umfeld sollte man allerdings stets mit Wetterumbrüchen rechnen und sich auf unebenes Terrain inklusive scharfkantigen Vulkanbrocken einstellen, weshalb eine solche Kleidung absolut ungeeignet ist.
Am frühen Vormittag waren es bei leichtem Sonnenschein noch 17 Grad. Drei Stunden später betrug die Temperatur nach einem Regenschauer nur noch 7 Grad. Man sollte auf alles gefasst sein, auch in Bezug auf die Menschen, die hier unterwegs sind. Ein allzu enthusiastischer „Fotograf“ war kurz davor mich einen kleinen Abhang hinunter zu stupsen, weil er exakt von meinem Standpunkt aus sein Foto schießen wollte. Anstatt zu fragen, ob ich kurz zur Seite treten könnte, fluchte er wie ein Rohrspatz auf holländisch und stupste mich erneut an, die Kamera dabei immer im Anschlag. Nun ja… richtig sauer wurde ich allerdings erst, als ich sah, wie jemand einen Gegenstand in den „Red Crater“ hinunter warf. Ich ging rüber und sah die Bananenschale im Krater. An einem Ort, der von der UNESCO als „World Heritage Area“ deklariert ist, müsste doch eigentlich jedem klar sein, dass ein Vulkan kein Komposthaufen ist. Ich sah mich gezwungen, dem Bananenschalenwerfer eine kleine Umweltschutz-Standpauke zu halten. Er nickte und sagte er verstünde, warum ich so sauer wäre. In jeder Broschüre und auf jedem Schild steht: „Take everything with you what you bring into the park“. Eben.
Der Park ist phantastisch. Der immer noch aktive „Mt.Ngauruhoe“ donnert hörbar Wasserfontänen von sich. Der Anblick der grün schimmernden „Emerald Lakes“ in mitten Wüsten ähnlicher Landschaft sind die 4 Stunden kraxeln wert. Der Blick in den surrealen „Red Crater“ ist einzigartig und die Tatsache, dass man in 8 Stunden 3 – 4 völlig unterschiedliche Vegetationsstufen durchquert, ist ebenso bemerkenswert. Vom Trailhead an geht man die ersten 90 min durch Graslandschaft, in der die Heide blüht und das Tussok Gras ein Meter hoch wird. Man läuft entlang eines kleinen Baches („Soda Springs“) durch sanft ansteigendes Gelände. Hin und wieder wird es etwas steiler und auch die Hände kommen schon einmal zum Einsatz. In den letzten Jahren wurde sehr am Wanderweg gearbeitet. Man läuft viel auf Holzstegen, die auf Betonpfeiler liegen oder über Holztreppen. Als ich 1999 hier gewesen bin, war die Wanderung ursprünglicher. Beton und Holz wirkt in der kargen vulkanischen Gegend etwas fehl am Platz. Ich denke man versucht dadurch das Ausweiten des Weges in die Breite zu vermeiden. Na ja, wenns hilft. Die künstlichen „Gehhilfen“ enden an der Stelle, wo es am steilsten nach oben geht.
Der Pfad führt vorbei an groben Felsbrocken, die man teilweise auch überwinden muss ca. 300 Meter hinauf. Nach diesem größten Anstieg während der Tour hat man den „South Crater“ erreicht. Von hier gelangt man auf einem Pfad zum Gipfel des Mt.Ngauruhoe. Man braucht gut 1,5 Std. bis nach dort oben. Nach dem Prinzip zwei Schritte vorwärts und einer zurück ist diese Gipfelbesteigung eine echte Herausforderung. Dafür ist man bereits in 30 Minuten wieder unten, da man Ski gleich über die Geröllflächen gleitet. Das Crossing führt jedoch weiter durch den South Crater, der flach ist wie eine Pfanne. Das erste mal denkt man an dieser Stelle :“So muss es auf dem Mond aussehen“. Nachdem man 10 Minuten bei gemächlichem Schritt wieder Luft geholt hat geht es den zweiten Anstieg (206m) hinauf zum Red Crater. Die Belohnung für diese Anstrengung ist ein Blick auf die roten Wände des Kraters. Wer immer noch Kraft für einen Abstecher hat, kann von hieraus den Pfad zum Mt.Tongariro einschlagen (1,5 Std. Hin und zurück).
Vorbei an den „Emerald Lakes“ führt die Crossing-Tour nach kurzem Abstieg in den „North Crater“ wieder hinauf zum „Blue Lake“. Der Blick von hieraus zurück zum „Red Crater“ ist wirklich spektakulär. Da bleibt keine Kameralinse verhüllt. Von hier aus geht es ausschließlich Berg ab. Gras dominiert nun den gesamten oberen Bereich des Bergrückens. Inmitten dieser Szenerie befindet sich die „Ketatahi Hut“, in der viele Globetrotter übernachten, die mehrere Tage in dem Park unterwegs sind. Eine Reservierung für alle Hütten im Park ist unumgänglich. Diese muss in einem DOC office vorgenommen werden. Weiter unten weicht das Tussock Gras größeren Büschen, einigen Palmenarten und auch der Heide. Ganz zum Ende durchläuft man ca. 45min Regenwald, eh man den Parkplatz und damit das Ende des Crossings erreicht hat. Um 16.00 bzw. um 17.00 Uhr wird es eng hier, denn dann treffen die zahlreichen Busse ein, die die Wanderer wieder zu ihren Hostels bringen.
Wer dem ganz großen Gedränge auf der Tour aus dem Weg gehen möchte, wählt lieber eine spätere Startzeit als 8:00 Uhr. Die Shuttles fahren den Trailhead auch um die Mittagszeit an. Das wäre sicherlich eine Alternative, bei der man dann in den Abendstunden das Ziel erreicht.