Frankreich verfügt über ein riesiges Netz an Fernwanderwegen. Nur wenige der insgesamt sechzig sogenannten „Grandes routes“ (GR) sind so bekannt wie die Jakobswege, die seit 1998 Weltkulturerbe der UNESCO sind. Eine der wohl anspruchsvollsten Grandes routes durchquert die Insel Korsika von Norden nach Süden. Heute möchte ich einmal den GR 20 auf Korsika vorstellen.
Wer auf Korsika eine Trekking-Tour unternehmen möchte, kommt am GR 20 nicht vorbei. Der etwa 175 Kilometer lange Weg führt nahezu über die gesamte Insel und verbindet die beiden Orte Calenzana und Conca. Dabei wird das korsische Hochgebirge in Nord-Süd-Richtung durchquert. Auf insgesamt 15 Etappen kommen Wanderer ein ums andere mal an ihre Grenzen. Um die gesamte Strecke zu absolvieren, braucht es eine ausgezeichnete Kondition und Zeit. Denn zwei Wochen sollte man für den GR 20 einplanen.
Auch für diejenigen, die nur eine Woche Zeit mitbringen, hat der GR 20 etwas zu bieten. Denn wer in der Mitte der Strecke einsteigt, kann den südlichen Abschnitt des GR 20 erwandern. Und genau das habe ich gemacht. Anfang Oktober bin ich 5 Tage auf dem GR 20 Süd unterwegs gewesen. Startpunkt meiner Wanderung war Vizzavona, Endpunkt der Bavella-Pass. Dazwischen lagen 94 Wanderkilometer und 6.680 Höhenmeter, die es in sich hatten. Beeindruckende Wälder, eine imposante Bergwelt, überraschende Begegnungen mit Tieren (Feuersalamander, Bergziegen, Wildschweine, u.a.), viel Stille und Raum für eigene Gedanken, ebenso viel Schweiß – all das fand ich auf dem GR 20 Süd.
Entlang des GR 20 gibt es insgesamt 14 Refuges. Auch im südlichen Abschnitt gibt es Berghütten, in denen man übernachten kann. Gerade in den Sommermonaten empfiehlt es sich, die Berghütten im voraus zu buchen. Dies erfolgt über eine entsprechende Website der Parkverwaltung (www.pnr.corsica). Alternativ zu einem Matratzenplatz in der Berghütte (14 €) kann man auch, sofern verfügbar, einen Stellplatz für ein Zelt (6 €) buchen, den man dann vor der Hütte in Beschlag nehmen darf. Wer kein eigenes Zelt dabei hat, kann für einen geringen Aufpreis ein Leihzelt mitbuchen.
Ich selbst habe nicht in Hütten, sondern im eigenen Zelt geschlafen. Was auch daran lag, dass Anfang Oktober bereits einige Hütten geschlossen waren. Hierzu seit gesagt: wildes Camping ist außerhalb der Campingplätze in ganz Frankreich grundsätzlich verboten, auch in Korsika. Für mich ist es selbstverständlich, keinen Abfall zu hinterlassen und die Natur zu schützen. Den gesamten Proviant für eine Woche hatte ich im Rucksack mitgeführt. Trockengerichte und Energieriegel hatte ich bereits vorab in Deutschland gekauft. So etwas ist leicht und gut mitzuführen. Ergänzt wurden die Vorräte vor Ort lediglich mit frischem Obst und Brot. Trinkwasser kann man entlang des GR 20 in regelmäßigen Abständen in Bächen und Quellen auffüllen. Einen Wasserfilter hatte ich nicht dabei.
Nach 5 Tagen habe ich am Bavella-Pass die Wanderung entlang des GR 20 beendet. Die späte Jahreszeit würde ich als ideal bezeichnen, denn das Herbstlaub zeigte sich in den tollsten Farben. Tagsüber gab es angenehme Temperaturen im Bereich 15 – 20 Grad und in der Nacht auch in den höheren Lagen knapp noch keine Minustemperaturen. Als eine Genusswanderung würde ich den GR 20 nicht bezeichnen, dafür ist diese Wanderung zu anstrengend. Und dennoch kann ich diesen Fernwanderweg all jenen empfehlen, die Lust haben, die Natur Korsikas zu entdecken.