4. Etappe: von Deià nach Font des Noguer

22,2 km Wegstrecke | 1.190 Höhenmeter (Anstieg)

Um kurz nach 9:00 Uhr breche ich von Deià auf in Richtung Puig Major (1.445m). Den höchsten Berg Mallorcas werde ich zwar nicht erklimmen, den am Fuße des Berges gelegene Picknickplatz Font des Noguer habe ich mir jedoch als Ziel für den heutigen Tag ausgeguckt.

Der Weg der Trockensteinmauer – er könnte ebenso der Weg der Olivenbäume heißen. Oft streift mein Blick zwischen den Bäumen hindurch zum blauen Meer, das während des ersten Teilstücks fast durchgängig auf der linken Seite zu sehen ist. Von Deià nach Sóller gibt es keinen nennenswerten Anstieg. Ich genieße das herrliche Wetter und bin gedanklich bereits beim Anstieg hinauf zum Coll de L’Ofre.

Weg in Richtung Sóller

Oberhalb von Llucalcari, dort wo der Weg an ein paar Ferienhäusern vorbeiführt, strömt aus einem offenen Fenster Musik: Por una Cabeza, eine der bekanntesten Tangonummern in einer jazzigen Interpretation. Ich bekomme die Melodie nicht mehr aus dem Ohr. Pfeifend und summend begleitet sie mich auf dem Weg nach Sóller.

Tren de Sóller

Der Kontrast aus Natur und der vom Tourismus geprägten städtischen Kulisse gleicht einem kleinen Kulturschock

Mittlerweile von veritablen Schmerzen im Schienbeinmuskel geplagt, hoffe ich in Sóller eine geöffnete Apotheke vorzufinden. Als ich im Zentrum die Plaça de sa Constitució erreiche, bin ich einerseits erleichtert, dass tatsächlich eine Apotheke an einem Sonntag offen hat, anderseits bin ich ob der Menschenmassen, die sich hier im Stadtzentrum vorfinden, verwundert. Nachdem ich dreieinhalb Tage durch das Tramuntana-Gebirge gewandert bin, erlebe ich den Kontrast aus Natur und der vom Tourismus geprägten städtischen Kulisse als kleinen Kulturschock. Ein frisch gepresster Orangensaft hilft mir, diesen Wechsel, der ganz sicherlich auch zum GR 221 dazu gehört, zu verdauen.

Sóller – Blick von Biniaraix

Sóller und Biniaraix hinter mich lassend mache ich mich nun an den Aufstieg zum Coll de L’Ofre. Bereits zum zweiten Mal treffe ich ein Pärchen, das ebenfalls auf dem GR 221 unterwegs ist. Der gemeinsame Weg, das gleiche Wandererlebnis sorgt für Verbundenheit, und so feiern wir fast das kurze Wiedersehen.

Aufstieg zum Coll de L’Ofre

Beim ersten Teilstück hinauf zur Passhöhe Coll de L’Ofre habe ich die Wahl zwischen zwei Wegen: linke Hand der offizielle GR 221 oder ein parallel dazu angelegter Weg, der rechtsseitig des Gebirgsbachs Torrent de Biniaraix verläuft. Ich entscheide mich für letzteren. Eine gute Wahl, wie sich zeigt. Vielkurvig windet sich der abwechslungsreiche Pfad (Abb. oben) hinauf auf den Berg, bis dieser nach gut 45 Minuten schließlich doch wieder auf den offiziellen Weg mündet. Weitere 30 Minuten später mache ich an der Quelle Font de Sa Teula eine kurze Rast.

Fünfeinhalb Stunden nachdem ich in Deià gestartet bin erreiche den Coll de L’Ofre (875m), von wo aus sich ein herrlicher Blick auf den Cúber Stausee bietet.

Coll de L’Ofre (875m)

Font des Noguer, so zeigt es das Schild, liegt noch gut eineinhalb Stunden entfernt. Auf dem Weg dorthin mache ich am Ufer des Stausees Halt. Zeit für eine Siesta.

Gegen halb fünf am Nachmittag erreiche ich schließlich Font des Noguer, wo sich viele Mallorquiner mit frischen Quellwasser eindecken, manch einer gar seinen Monatsbedarf zu decken scheint. Noch ist es zu früh, um das Nachtlager zu beziehen. Davon abgesehen ist auf dem Picknickplatz hier das Zelten untersagt und so warte ich, bis alle Autos den Parkplatz verlassen haben, eh ich mein Tarp auf einer Anhöhe aufschlage. Wassermangel herrscht hier, bedingt durch die Quelle, jedenfalls nicht. (die Koordinaten zu diesem Platz lauten: N39° 47.224′ E2° 47.955′)

Tarp – Font des Noguer

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Fotos der 4. Etappe

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