1. Etappe: von Sant Elm nach Estellencs

29,1 km Wegstrecke | 1.700 Höhenmeter (Anstieg)

Am frühen Morgen (8:45 Uhr) geht es zunächst mit dem Bus von Palma aus nach Port d’Andratx. Beide Orte sind über die Buslinie 102 verbunden. Die Fahrt dauert 75 Minuten und kostet zum Zeitpunkt meiner Tour 5,50 Euro. In Port d’Andratx angekommen folge ich einer Gruppe deutscher Touristen, die mit Tagesrucksäcken ausgestattet gleichfalls Sant Elm als Ausgangspunkt für ihre Wanderung ansteuern.

Offenkundig bereits seit vielen Jahren hierher kommend scheinen sie zu wissen, von wo aus die Fahrt mit der Linie 100 weitergeht. Ich schlendere hinterher. Die Haltestelle liegt keine 100 Meter entfernt. Gleich gegenüber befindet sich ein Supermarkt (Eroski) – die beste Möglichkeit, sofern noch nicht geschehen, sich mit Trinkwasser für den ersten Wandertag einzudecken. Da der Anschlussbus allerdings schon in 3 Minuten da sein wird, muss ich mich etwas sputen. Ich kaufe drei Flaschen Wasser (1,5l + 2 x 0,3l) und bin froh, dass an der Kasse keine Schlange ist.

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Im deutlich kleineren Bus geht es dann weiter. Nach 30 Minuten endet die Fahrt (1,60 Euro) auf der kleinen Plaça de Mossèn Sebastià Grau in Sant Elm (Abb. unten). Zu meiner Überraschung bin ich der einzige Wanderer, der sich Richtung GR 221 aufmacht. Offensichtlich zieht es die Anderen im Bus woanders hin.

Sant Elm – Startpunkt der Wanderung

Los gehts auf den GR 221

Die Sonne scheint bei 21 Grad Celsius. Der Rucksack ist komplett, und ich freue mich unbändig nun endlich zu starten.

Der Avinguda de la Trapa in nördlicher Richtung folgend habe ich Sant Elm bereits nach wenigen Minuten verlassen. Der Straßenname gibt Auskunft über das erste Nahziel: das ehemalige Klostergelände „La Trapa“. Dort, wo die Straße am Wald endet und wo der Wanderweg beginnt, weist ein so beschrifteter Holzpfahl die Richtung.

Nach etwa einer halben Stunde verschwindet die Sonne hinter tief liegenden Wolken. Die Sicht reicht hier – mittlerweile befinde ich mich auf einer Höhe von etwa 200 Meter über dem Meeresspiegel – keine 100 Meter weit.

Durch die feuchte Luft hindurch sind Stimmen anderer Wanderer über größere Distanzen zu hören. Zwischendurch erinnert immer wieder der Ruf einer Seemöve daran, dass das Meer nicht weit ist. Zu sehen ist vom tiefen Blau zu diesem Zeitpunkt allerdings nichts.

GR 221 – La Trapa

Unvermittelt türmen sich vor mir Felsen auf, die unter Einsatz der Hände erklommen werden. Eine kurze, steile Passage, die selbst von Kindern (ab 6) gemeistert werden kann. Die Wolken lichten sich und nach einem weiteren Anstieg auf etwa 290 Meter ist das ehemalige Klostergelände zu sehen. Wenige Minuten später steht ich vor den Mauerresten der Anlage. Wie man hört ist geplant, dass hier einmal eine Berghütte entstehen soll, in der Wanderer übernachten können. Mit Blick auf die Ruine denke ich mir, dass es damit wohl noch etwas dauern wird.

Das Kloster wurde im 19. Jahrhundert von Mönchen gegründet, die ein Leben in Abgeschiedenheit und Gebet führen wollten. In den 1960er Jahren wurde das Kloster von einer Gruppe junger Menschen besetzt, die gegen die Überentwicklung der Insel protestierten und für den Erhalt der Natur kämpften. Die Besetzer wurden schließlich von der Polizei vertrieben, aber ihr Kampf für den Schutz der Umwelt hat dazu beigetragen, dass La Trapa heute als geschützter Naturpark ausgewiesen ist.

Die gegenüberliegende Insel Sa Dragonera macht ihrem Namen alle Ehre. Wie der Rückenpanzer eines Drachens bohrt sich ihre Bergspitze durch die Wolkendecke.

GR 221 – La Trapa

In gerader Linie erfolgt von hier aus der Aufstieg auf schmalem, gemächlich ansteigenden Pfad hinauf zur Anhöhe Puig de ses Basses (492m), von wo aus sich ein prächtiger Blick auf die Nordwestküste Mallorcas auftut. Ein guter, wenngleich etwas windiger Ort für eine erste Pause. Zwischen einigen Felsen mache ich es mir bequem.

GR 221 – Blick über die Nordwestküste

Das Meer dem Rücken zugewandt folge ich von hier dem Pfad (Cami de la Trapa) in Richtung Landesinnere. Der erste Aufstieg liegt hinter mir. Der zweite Aufstieg des Tages liegt noch vor mir – der hinauf zum Moleta des Esclop. Doch zuvor führt der GR 221 über meist breitem Wege über den dem Meer abgewandten Bergrücken, wo die Szenerie anders ist: stiller, trockener, monotoner und karger. Ich folge dem Wegweiser „Coll de sa Gramola, 55 min“.

GR 221 Beschilderung
GR 221 Beschilderung

Nach etwa einer Stunde trifft der Wanderweg auf die Landstraße MA 10. Da hier, wie auch an vielen anderen Stellen während der GR221-Wanderung, weder Schild noch Markierung Auskunft über den weiteren Verlauf des Weges geben, werfe ich einen Blick auf mein GPS-Gerät, das mir anzeigt, dass es für die nächsten etwa 2 Kilometer auf der Straße weitergeht.

GR 221 – Verbotsschild

Dass die Beschilderung des GR 221 zuweilen noch Optimierungsbedarf hat, zeigt dieses Holz umrahmte Schildchen (Abb. oben), auf dem der kleine jedoch wesentliche Pfeil kaum mehr zu erkennen ist. In der Annahme, dies sei der richtige Weg, verlasse ich fälschlicherweise bereits an dieser Stelle die Straße. Tatsächlich erfolgt der Zugang zum zweiten Aufstieg des Tages, den hinauf zum Moleta de s’Esclop, etwas später, sodass der GR 221 über die Finca Ses Fontanelles führt. Nun ja. Es sollte kein Problem werden.

630 Höhenmeter Aufstieg liegen nun vor mir. Der Gang über verbotene Pfade dauert nur 15 Minuten, eh ich wieder auf den offiziellen Weg treffe. Die Temperaturen bewegen sich in den Nachmittagsstunden im Bereich 15–19 Grad Celsius. Nach wie vor scheint die Sonne. Die erste größere, gut 1-stündige Rast lege ich etwa 200 Höhenmeter unterhalb des s’Esclop (927m) ein, wo ich es mir auf meiner Isomatte an einer windgeschützten Stelle gemütlich mache.

Als ich gegen halb vier am Nachmittag den Gipfel des s’Esclop erreiche, bläst der Wind hier oben derart stark, dass ich mir inmitten der Überreste einer Berghütte einen Fleecepullover und eine Jacke überstreife. Zwei, drei schnelle Fotos, noch ein Schluck aus der Wasserflasche und dann nichts wie weg. Es gibt deutlich angenehmere Orte auf Mallorca.

GR 221 – Gipfel Esclop (927m)

Abstieg nach Estellencs

Knapp 3 Stunden dauert nun der Abstieg hinunter nach Estellencs. Auf dem Weg dorthin komme ich am Refugi Sa Coma d’en Vidal vorbei, das zu diesem Zeitpunkt allerdings geschlossen ist. Wie zu lesen ist, soll das Refugi im Herbst 2016 eröffnet werden.

GR 221 – Wieder versperrt hochwachsendes Gras die Sicht auf den Pfad

Estellencs ist auf meiner Wanderung nur Durchgangsstation. In einem winzigen Laden kaufe ich mir ein paar gekühlte Getränke, die ich sogleich trinke. Kinder spielen auf dem Kirchenvorplatz. Mittlerweile ist es 18:15 Uhr. Nun heißt es so langsam einen Platz für die Nacht finden.

Ich folge der Hauptstraße in Richtung Ortsausgang. Etwa 1.000 Meter weiter kennzeichnet auf Höhe von Son Serralta eine Wegmarkierung die Abzweigung zum GR 221. Einige Häuser und landwirtschaftlich genutzte Felder passierend mündet der leicht ansteigende Weg in einen dichten Wald. Da nun so langsam die Dämmerung einsetzt, halte ich ab hier Ausschau nach einem Platz fürs Zelt.

Als sich der Wald etwas lichtet und den Blick auf das Meer freigibt, entdecke ich hinter ein paar umgestürzten Bäumen mehrere nahezu ebene Flächen samt Feuerstellen. Bestens. Genau das habe ich gesucht! (die Koordinaten zu diesem Platz lauten: N39° 47.224′ E2° 47.955′)

Mein Tarp, ein Duomid von MLD, ist schnell aufgebaut und die erste Nacht kann kommen.

GR 221 – Sonnenuntergang

Fotos der 1. Etappe

3 Gedanken zu „1. Etappe: von Sant Elm nach Estellencs“

  1. Es spielt ja wahrlich keine Rolle wo der Weg beginnt. Hauptsache man macht etwas, und genießt die Natur. Wir werden den Weg ende März begehen.
    P.S
    Wir werden in Port Andratx starten.

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