5. Etappe: von Font des Noguer nach Lluc

13,4 km Wegstrecke | 838 Höhenmeter (Anstieg)

Nach einer weiteren Nacht auf der nur 2cm dicken Isomatte nehme ich mir zu Beginn des 5. Tages auf dem GR 221 fest vor, dass ich mir schleunigst eine komfortablere Schlafunterlage zulegen werde, sobald ich wieder in der Heimat bin. Denn wirklich erholsamen Schlaf fand ich auf der dünnen Therm-A-Rest Z-Lite SOL nicht.

Davon abgesehen war die Nacht im Tarp bei Font des Noguer ruhig, trocken und windstill. Immerhin meint es der Wettergott an meinem letzten Wandertag gut mit mir. Die Sonne scheint bei 17 Grad Celsius.

Die ersten 30 Minuten folge ich dem Weg entlang der spärlich gefüllten, dafür stark mit Moos bewachsenen Wasserrinne aus Beton.

Wasserrinne

Ebenfalls nur wenig Wasser führt der Stausee Gorg Blau, der in diesem Zustand aufzeigt, wie hoch der Wasserverbrauch mittlerweile auf Mallorca ist. Seit Anfang der 1970er Jahre dient der Stausee als Trinkwasserversorgung des Gemeindebezirks von Palma de Mallorca.

Gorg Blau

Nach etwa einer Stunde Gehzeit ist der bewaldete Sattelpunkt Coll des Coloms erreicht. Hier wandert man auf einem verwitterten Steinpflasterweg. Ein idealer Boden, um sich Verstauchungen aller Art zuzuziehen, diese ehemaligen Köhlerwege. Ab Font des Prat führt der GR 221 geradewegs durch den Talkessel hinauf auf die Passhöhe Coll des Prat. Erst kurz vor Erreichen des Passes folgen einige Zickzack-Kehren.

Aufstieg zum Coll Des Prat

Es weht ein ordentlicher Wind am Coll Des Prat (Abb. unten), dem mit 1.205 Metern höchsten Punkt während meiner 5-tägigen Wanderung. Ohne Fleece und Regenjacke hält man es hier nicht aus. Auf die Besteigung des zu diesem Zeitpunkt von Wolken verhangenen Massanella-Gipfels (1.365m), der von hier aus über einen steilen Geröllhang bestiegen werden kann (Schwindelfreiheit erforderlich!), verzichte ich.

Coll Des Prat (1205m)

Anstatt die Pause direkt unterhalb des Felsmassivs zu machen, folge ich für wenige Minuten dem Weg linker Hand in Richtung Kloster Lluc, um an einer windgeschützten Stelle eine halbstündige Rast einzulegen.

Nahe des Coll Des Prat

Vor mir liegt inmitten alpiner Bergkulisse ein letzter kurzer Anstieg hinauf zum Col de Ses Cases Neu (1.142m), dessen Steil abfallende Flanke mich ein wenig an die norwegische Bergwelt erinnert. Auf dem nun folgenden, etwa 20-minütigen Teilstück genieße ich den permanentem Blick aufs Meer. Genau deshalb bin ich hier: um den Kontrast von Bergwelt und maritimer Umgebung zu erfahren und erwandern.

Der Horizont lässt einen im Unklaren,
wo das Meer endet und wo der Himmel beginnt.

Nahe des Col de Ses Cases de

Von hier an geht es nur noch bergab. Der Abstieg wird für mich zu Belastungsprobe. Die Schmerzen im rechten Bein lassen mich nur noch langsam voran kommen. Und so sehne ich, einem Pilger gleich, Kloster Lluc mit Vorfreude entgegen. Tags zuvor hatte ich über das Buchungssystem des Klosters ein Zimmer (46 €) gebucht. Auf große Touristengruppen treffe ich bei meiner Ankunft gegen 13:45 Uhr nicht.

Kloster Lluc

In der benachbarten Gaststätte lasse ich bei Cerveza und Pizza den Tag ausklingen. Am nächsten Morgen nehme ich um 11:38 Uhr den Bus nach Palma. Ein Stunde und 40 Minuten später stehe ich wieder im Stadtzentrum, von wo aus es zum Hotel nur wenige Meter sind. Später werde ich noch ein wenig, auf der Suche nach Mitbringseln für die Lieben daheim, durch die Altstadt schlendern und in der Nähe der Plaça Major einen Café Americano trinken. Wir sehen uns wieder GR 221. Hasta pronto Tramuntana!

Kloster Lluc

Epilog/Fazit

Fünf wunderbare, erlebnisreiche Wandertage auf dem GR 221 liegen hinter mir.

Ein Fernwanderweg, der deshalb ideal auch für weniger geübte Wanderer ist, weil sich, im Gegensatz zu manch anderer Mehrtagestour, unzählige Möglichkeiten zum Ein- und Ausstieg bieten und zudem in vielen Orten auf der Tour Lebensmittel gekauft werden können. Beim GR 20 auf Korsika beispielsweise ist das Umfeld ein ganz anders, sodass Essensvorräte für die gesamte Woche mitgeführt werden müssen. Deshalb ist der GR 221 für Einsteiger in Sachen Trekking-Abenteuer sehr zu empfehlen.

Die Anstiege auf dem GR 221 sind zum Teil lang, keineswegs jedoch wirklich schwierig. Das Netz an Berghütten könnte noch etwas dichter sein, sodass man nicht darauf angewiesen ist, auf teure Hotels ausweichen zu müssen. Wer in den Hütten übernachten möchte, muss zudem mindestens 5 Tage im voraus buchen, besser jedoch bereits Wochen vorher, denn die Plätze sind begehrt. Deutlich flexibler ist, wer ein Zelt/Tarp dabei hat.

Ich hoffe, mit diesem Tourbericht vielleicht den ein oder anderen Tipp mit auf den Weg gegeben zu haben. Über die Kommentarfunktion beantworte ich gerne Fragen. Weitere Infos habe ich im Bereich Planung zusammengetragen.

Fotos der 5. Etappe

1 Gedanke zu „5. Etappe: von Font des Noguer nach Lluc“

  1. WOW, danke für den ausführlichen Bericht! Werde ich definitiv auch mal machen. Zuerst aber Projekt Tierschutz in Calvia, Mallorca.

    Beste Grüsse
    Jiska

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