5. Tag – Hinauf zum Col de Luana

Ein Badezimmer im Freien

Die Nacht war erholsam. Am nächsten Morgen folgte ich in Zicavo dem Pfad, der wieder zurück zum Gr 20 führt. Nach etwa 90 Minuten Aufstieg (500 Hm) erreicht man eine kleine Schleuse, die einen Gebirgsbach reguliert (nicht auf dem Bild). Es ist ein guter Ort, um eine Dusche bzw. ein Bad zu nehmen. Das Wasser ist natürlich eisigkalt. Die Sonne erwärmt die Luft jedoch bereits am Vormittag auf angenehme 18 Grad im Schatten.

Morgendliches Bad

Liaison Mare a Mare

Im weiteren Verlauf des „Liaison Mare a Mare Centre Au GR 20“, so der Names dieses Weges, steigt man durch Buschland und entlang riesiger Felsbrocken langsam auf – eine der angenehmsten Passagen meiner Tour. Es gibt schöne Ausblicke, regelmäßig finden sich Bachläufe zwecks Auffüllung der Wasservorräte und die Sonne scheint – was will man mehr.

Liaison Mare a Mare

Wandern im goldenen Herbst

Die Sonne lässt das herbstlich gefärbte Laub der Bäume erstrahlen. Eigentlich ist Anfang Oktober die perfekte Jahreszeit. Milde Temperaturen, dank Regenschauer ausreichend Wasser in den Bächen, tolle Farben und der GR 20 ist alles andere als voll. Pro Tag sind mir etwa 3-4 Wanderer entgegengekommen.

Kreuzung mit dem GR 20

Nach etwa 2.5 Stunden Gehzeit (von Zicavo aus) erreicht man wieder die Kreuzung mit dem GR 20. Zelten ist auf diesem Platz übrigens laut Beschilderung untersagt.

Kennzeichnung des GR 20

Nach meinem eher unfreiwilligen Abstecher nach Zicavo folgte ich ab hier wieder den rot-weißen Wegmarkierungen des GR 20.

Kennzeichnung des GR 20

Untypisch GR 20

Das folgende Foto habe ich deshalb gemacht, weil es ein für den GR 20 untypisches parkähnliches Terrain zeigt. Der Weg verläuft nur in ganz wenigen Fällen so ebenmäßig wie auf diesem Bild. In der Regel geht es steinig bergauf oder oder halt steinig bergab.

Untypisch GR 20

Blick hinüber zum Col de Luana

Ein wunderbarer Platz für eine Rast. Von einer kleinen Anhöhe aus genießt man den Blick hinüber zum Col de Luana. Das Tal ist wunderschön. Endlich einmal kann man den Verlauf des GR 20 einige hundert Meter weit einsehen. Nach dem verdienten Müsli und einem Tee ging es in einem leichten Linksbogen durch das Tal.

Farn scheint in der Nachmittagssonne golden. Auf diesem Abschnitt gibt es verhältnismäßig wenig schattenspendende Bäume, dafür aber jede Menge Bäche.

Goldener Farn

Wunde Stellen

Nicht schön, dafür selten. Lediglich zwei kleine Blasen an der Hand habe ich mir aufgrund des Einsatzes der Trekking-Stöcke zugezogen. Die Füße blieben verschont. Lieber so, als anders herum. Blasenpflaster gehören mit in den Rucksack.

Wunde Stellen

Heranrückende Wolkendecke. Die Wolkendecke schiebt sich vom Tal her hoch. Die Termik sorgt darfür, dass sie nur ganz langsam voran kommt.

Heranrückende Wolkendecke

Hängebrücke über den Forcinchesi

Unterhalb des Col de Luana findet sich diese Hängebrücke. Zu dieser Saison kann man den Bach aber auch ohne Schwierigkeiten auf großen Steinen überqueren. Wer sich die Tour abseits der Refugien einteilt, dem sei gesagt, dass diese Gegend hier ein hervorrangender Platz für ein Nachtlager darstellt (der Bach heißt Ruisseau de Forcinchesi).

Hängebrücke über den Forcinchesi

Aufstieg zum Col de Luana. Von hier hat man einen tollen Ausblick in das Tal. In den späten Nachmittagsstunden rückt die Wolkendecke langsam vor.

Aufstieg zum Col de Luana

Nachtlager am Col de Luana

Gegen 18.00 Uhr, und damit etwas zeitiger als sonst, ist das Zelt aufgebaut. Es bleibt noch reichlich Zeit für das Sammeln von Brennholz, Richten der Ausrüstung und natürlich um die Abendstunden in diesen luftigen Höhen (1.760m) zu genießen. Die einnehmende Stille muss man aushalten können. Ich finde sie wunderbar. Rückblickend war es der schönste Abend entlang der Tour.

Mein Schlafsack, Mountain Equipment Xero 350

Um meinen Schlafsack vom Kondenswasser zu befreien, das sich allabendlich im Zelt ansammelte, legte ich ihn noch einmal in die Abendsonne. Nach einer halben Stunde hatte ihn der Wind wieder vollständig trocken gepustet. Der Xero 350 wiegt gerade einmal 730 Gramm. Der Vorteil beim Tragen kehrte sich erstmalig in dieser Nacht zum Nachteil, denn bei Temperaturen im Bereich 2-4 Grad habe ich leicht gefroren. Der Komfortbereich liegt bei 5 Grad.

Etwas erschöpft aber zufrieden mit der Tagesleistung. 14,4 km Wegstrecke und etwa 1.500 an Höhenmeter Anstieg habe ich an diesem Tag absolviert.

Wolken als Naturschauspiel. Nach und nach schließt sich die Wolkendecke unterhalb von mir. Ein faszinierendes Naturschauspiel, die Wolken von oben zu beobachten.

Unterhalb des Gipfels des Col de Luana gibt es nicht viele ebenen Flächen, aber zwischen den riesenhaft wirkenden Gesteinsbrocken fand ich einen schönen Fleck für die Nacht. Das Zelt wirkt in dieser Umgebung gerade zu zwergenhaft.

Mit der untergehenden Sonne schwinden auch die Temperaturen. Zu diesem Zeitpunkt sind es knapp 10 Grad. Der richtige Moment für…

Eine warme Mahlzeit. Im Topf, in dem ich gut 300 ml Wasser zum Kochen gebracht hatte, liegt eine Packung „Balkan Risotto“, ein Gericht der Hausmarke von Globetrotter. Gefriergetrocknete Lebensmittel waren für die Dauer meiner Tour die Hauptverpflegung. Am Wegesrand finden sich lediglich ein paar Handvoll Brombeeren, sodass ich froh über jeden Früchte-Riegel war, den ich dabei hatte.

An einem Lagerfeuer klang der Abend aus. In so einer Idylle vergisst man nahezu komplett die Strapazen, die nötig gewesen sind, um an diesen Punkt zu gelangen.

2 Gedanken zu „5. Tag – Hinauf zum Col de Luana“

  1. Danke für die schönen Bilder. Mein Mann will im kommenden Oktober mit unseren 11-jährigen Zwillingen den GR 20 allein gehen. Auch wenn unsere Kinder sehr fit sind und öfters auch mit klettern, kommen mir mittlerweile Zweifel. Sie sind ja immer noch erst 11 und in Notsituationen definitiv keine verlässlichen Partner. Soll ich zu- oder abraten?
    Bitte gib mal Deine Meinung preis.

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    • Na da möchte ich keinen Familienstreit vom Zaune brechen 😉

      Als Eltern wisst Ihr die Stärken (und Schwächen) Eurer Kinder am besten einzuschätzen.
      Es ist ja nicht so, als dass man nicht auch die Wanderung auf diesem Fernwanderweg abbrechen könnte. Weder muss man sich als Erwachsener und schon gar nicht muss man sich als Kind gezwungen fühlen, die gesamte Strecke zu laufen. Wenn Dein Mann mit den Kindern schon einmal Mehrtagesstrecken beispielsweise in den Alpen unternommen hat, würde ich sagen, dass man dann auch zusammen den GR 20 angehen kann. Um das allererste Mal mit Kindern eine Mehrtageswanderung zu unternehmen, ist der GR 20 allerdings zu anspruchsvoll, sowohl die Nordstrecke wie auch der südliche Teil. Ich habe selbst zwei Söhne, 6 und 10. Ich würde mit diesen erst auf den GR 20 gehen, wenn ich mit ihnen mal mehrere Tage lang mit dem Rucksack unterwegs gewesen bin, und zwar in Gegenden, in denen es viele Hütten gibt, wo eine Versorgung gewährleistet ist und wo auch die Verfügbarkeit eines Telefonnetzes, zumindest auf Teilen der Wanderung, gegeben ist. Da wäre mir der Sicherheitsaspekt schon wichtiger als etwa das Ausleben von Freiheit. Aber das lässt sich beides auch sicher vereinbaren. Schon allein, weil die Wegmarkierungen auf dem GR 20 nicht so sind, wie man sie aus hiesigen Breiten kennt, sondern diese durchaus lückenhaft sind, braucht es schon sehr guten Orientierungssinn.

      Ich hoffe ich konnte helfen.
      Schöne Grüße

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