4. Tag – Bocca D’Oru, die Küste im Visier

Während der Nacht hatte es geregnet. Der Moos bewachsene Untergrund war nass wie ein Schwamm. Das Zelt war zwar dicht, aber aufgrund der Einwandtechnologie kondensierte das Wasser an der Innenseite, von wo aus es auf den Schlafsack tropfte.

Zu meiner Überraschung bemerkte ich, dass unweit des Zeltes ein Wildwscheinrudel genächtigt hatte, und so musst ich mich beim Zusammenpacken am Morgen etwas sputen. Die Viecher sind ziemlich neugierig und schnappen sich auch schon einmal Zelthüllen oder dergleichen. Generell sollte man Wildscheine nicht unterschätzen und lieber einen Bogen um sie machen.

Nach dem morgendlichen Aufstieg von etwa 600 Höhenmetern geben die Wolken am Bocca D’Oru den Blick auf die Ostküste Korsikas frei. Dass ich den Ausblick nicht wirklich genießen konnte, lag an den heftigen Böen, die hier und auch im weiteren Verlauf Richtung Refuge de Prati wehen.

Refuge de Prati

Das Refuge de Prati liegt auf einer Höhe von 1.820 Metern. Im Oktober ist die Zahl derer, die hier übernachten überschaubar. Da der Tag noch jung war und mein Tatendrang gestillt werden wollte, blieb ich hier nur für einen kurzen Stopp.

Refuge de Prati

Kochen in der Schutzhütte

Neben dem Refuge de Prati steht eine Schutzhütte, in der ich mir Wasser gekocht und einen Tee zubereitet habe. Eine Wasserstelle ist gleich vis à vis. Angesichts der stürmischen Winde, ist selbst eine solch spartanisch eingerichtete Hütte „kuschelig“. Komfort ist halt relativ.

Kochen in der Schutzhütte

Col de Laparo

Der Abschnitt zwischen Refuge de Prati und dem Col de Laparo war kraftraubend. Das Wetter war dort oben mies und drückte die Stimmung. Hier, am Col de Laparo, habe ich den GR 20 verlassen und bin ins Tal Richtung Cozzano abgestiegen, was allerdings noch einmal ermüdende 3 Stunden dauerte. Im Nachhinein war es wohl auch nicht die beste Idee. Allerdings sah ich mich in diesem Moment außer Stande den Aufstieg zum Bocca Di Punta Mozza (in den Wolken) anzugehen.

Erschöpft im Nachtlager in Cozzano

Am Ortsrand von Cozzano (721m) habe ich das Zelt hinter einem verlassenen Gemäuer unweit der Durchgangsstraße aufgebaut. Wildkräuter, darunter Oregano, verströmen einen angenehmen Duft, auch während der Nacht, in der ich wieder genug Kraft tanke, sodass ich am nächsten Morgen wieder hinauf zum GR 20 marschiere.

Nachtlager in Cozzano

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