In Vorbereitung auf eine längere Wanderung, vielleicht mit Zelt, stellt sich einem die entscheidende Frage: Wie lange brennt eine Gaskartusche? Auf den einschlägigen Frage-Antwort-Portalen wie gutefrage.net oder YahooAnswers! findet sich hierzu leider wenig Hilfreiches. „So 3 bis 4 Stunden“ heißt es da zum Beispiel. Mit solch einer Antwort kann man schon deshalb nichts anfangen, da meist eine Angabe zur Größe der Kartusche fehlt.
Besser ist da schon der Kochervergleich auf outdoorseiten.net. Aber selbst diese wirklich praktische Auflistung beantwortet nicht die eingangs gestellte Frage. Weil ich es genau wissen wollte, habe ich kurzer Hand die Probe aufs Exempel gemacht und die Brennzeit bzw. die Lebensdauer einer Gaskartusche mit Hilfe eines Testlaufs selbst ermittelt.
Wer bei der Reise durchs Netz wenig Zeit mitgebracht hat, für den folgt nun direkt die Antwort. Wer an dem Versuchsaufbau und den gesamten Bedingungen interessiert ist, ließt einfach weiter.
Wie lange brennt eine Gaskartusche? Die Antwort lautet:
Eine Standard-Schraubkartusche mit 230 Gramm Gasinhalt hält rund 19 bis 20 Brennvorgänge a 3:48 Minuten. Umgerechnet sind das ca. 71 bis 76 Minuten Brenndauer. Grundlage hierfür ist jeweils, 1 Liter Wasser bis zum Sieden zu erhitzen. Bei drei ähnlichen Brennvorgängen am Tag reicht eine solche Kartusche also 6 bis 7 Tage. Dies ist jedenfalls das Ergebnis des im folgenden beschriebenen Testlaufs. |
Dies ist nur EINE Antwort auf die Frage, wie lange man mit einer Gaskartusche kochen kann, denn:
Veränderte Bedingungen wirken sich direkt auf die Brenndauer und den Verbrauch aus.
- Je stärker der Wind, desto länger die Brenndauer pro Brennvorgang und desto höher der Verbrauch.
- Je kälter das Wasser (z.B. aus einem Bach statt Leitungswasser), desto länger die Brenndauer pro Brennvorgang und desto höher der Verbrauch.
- Mit Verringerung der Wassermenge von 1 Liter auf 0,5 Liter verringert sich auch die Brenndauer, allerdings nicht um den exakt gleichen Faktor. Beispiel: Beim Erhitzen von nur 0,5 Liter Wasser (ausreichend für die meisten Trockennahrungs-Mahlzeiten) werden mit dem MicronStove-Gaskocher 6 Gramm Gas verbrannt. Der Brennvorgang dauert in diesem Fall ca. 2:15 Minuten.
Somit lässt sich zusammenfassend ebenso sagen
Wer 3 mal am Tag 0,5 Liter Wasser erhitzt, kommt mit einer 230-Gramm-Gaskartusche etwa 12 bis 14 Tage aus. |
Wie gesagt: die Bedingungen vor Ort werden womöglich zu einer veränderten Brenndauer und einem veränderten Verbrauch führen. Alle hier dargestellten Werte sind lediglich Annäherungswerte!
Der Testverlauf im Detail
Nachdem ich eine erste Antwort gegeben habe, wie lange man mit einer Gaskartusche kochen kann, nun also etwas zur Methodik des Testlaufs.
Um die Lebensdauer einer Gaskartusche zu benennen, habe ich 1 Liter Wasser zum Sieden gebracht. Vor dem Brennvorgang habe ich das Gewicht der Kartusche ermittelt, um es mit dem Gewicht zu vergleichen, das sich nach dem Brennvorgang feststellen ließ. Mit Hilfe des in Gramm definierten Verbrauchs pro Brennvorgang lässt sich wunderbar die Lebensdauer einer Gaskartusche bestimmen, unabhängig von ihrer Größe bzw. ihrem Volumen.
Insgesamt wurden drei Brennvorgänge durchgeführt, zwei mit je einem Gaskocher und einen Durchgang mit dem Trangia Spirituskocher, dem Klassiker unter den Kochern. Die Versuchsanordnung und Bedingungen waren jeweils identisch.
- 1 Liter Wasser (Leitungswasser)
- Außentemperatur 22 Grad (°C)
- wenig Wind
- Ventil maximal geöffnet
- Deckel bleibt bis zum Sieden auf dem Topf
- Die verwendete Waage ermittelt auf 0,01 Einheiten genau; alle Grammwerte sind auf gerade Zahlen gerundet
Verbrauch im Vergleich
(1 Liter Wasser zum Sieden bringen)
Produkt | Zeit | Verbrauch |
---|---|---|
Test 1: Gaskocher MicronStove Ti 2.5 (Primus) | 3:48 Min. | 12 Gramm |
Test 2: Spirituskocher (Trangia) | 10:14 Min. | 26 Gramm |
Test 2: Gaskocher Markill (Vaude) | 4:47 Min. | 14 Gramm |
Der Vergleich zeigt, dass der kleine Gaskocher MicronStove Ti 2.5 von Primus die in diesem Testumfeld effektivste Lösung ist, 1 Liter Wasser zu erhitzen. Effektiv sowohl in Bezug auf die Brenndauer, wie auch was das Tragegewicht betrifft.
Test 1: Gaskocher MicronStove Ti 2.5 und Gaskartusche
Die verwendeten Produkte:
- Gaskocher MicronStove Ti 2.5 (Primus)
- Gaskartusche (70/30/Butan/Propan) Größe 430 Gramm (Primus)
- Edelstahltopf Durchmesser 16,5 cm + Edelstahldeckel (Tatonka)
Brenndauer: 3:48 Minuten
Verbrauch: 12 Gramm
Test 2: Spirituskocher
Die verwendeten Produkte:
- Spirituskocher (Trangia)
- Sturmkocher-Set (Trangia)
- Edelstahltopf Durchmesser 16,5 cm + Edelstahldeckel (Tatonka)
Brenndauer: 10:14 Minuten
Verbrauch: 26 Gramm
Test 3: Gaskocher Markill und Gaskartusche
Die verwendeten Produkte:
- Gaskocher Markill (Vaude)
- Gaskartusche (70/30/Butan/Propan) Größe 430 Gramm (Primus)
- Edelstahltopf Durchmesser 16,5 cm + Edelstahldeckel (Tatonka)
Zum Thema Lagerung von Gaskartuschen im Keller und einigen fast schon ironischen Kommentaren dazu, wenn hier davon abgeraten wird – natürlich sollte die Alternative nicht der im Sommer warme Dachboden sein. Von einer Lagerung im Keller ist aber dennoch abzusehen, und zwar nicht, weil die Kartuschen aufgrund Ausdehnung des Gases bei Überwärmung explodieren könnten (das ist im Keller tatsächlich eher unwahrscheinlich), sondern weil ein unbemerktes Entweichen des Gases aus undichten Kartuschen erfolgen könnte. Da das Gas schwerer ist als Luft, kann es sich im Keller (oder anderen Räumen unterhalb des Erdniveaus) nicht verflüchtigen, so dass durch ein Anstauen größerer Gasmengen einerseits eine Gesundheitsgefahr beim Einatmen und andererseits bei Entzünden einer Flamme oder sogar beim Betätigen des Lichtschalters (!) Explosionsgefahr besteht. Paul hat daher durchaus recht, wenn er sagt, dass der Notvorrat NICHT im Keller gelagert werden darf, übrigens auch NICHT im Schlafzimmer, Treppenhaus, Flur oder einer Durchfahrt/-gang eines Gebäudes oder in der dortigen direkten Umgebung (so die entsprechende Vorschrift). Ich weiß daher nicht, warum und auf welchen Websites / Foren ausdrücklich zu einer Lagerung im Keller geraten wird. Stattdessen sollte man Gaskartuschen draußen an der frischen Luft aufbewahren, vor Sonne und Regen geschützt. Wenn man keinen Balkon oder Garten hat, darf man die Kartuschen auch in der Wohnung aufbewahren (von den oben genannte Räumen abgesehen), allerdings tatsächlich eigentlich nur zwei insgesamt und nur eine pro (erlaubtem) Raum. Dass das für den Notfall recht wenig ist, ist auch klar… aber man stelle sich mal vor, dass in einem Mehrfamilienhaus diese Regeln nicht beachtet werden und jede Familie jahrelang zig Gaskartuschen für den Notfall im Keller lagert… ich mache das nicht und hoffe, dass auch meine Nachbarn das nicht tun.
Super! Danke für die Arbeit und das Teilen der Information!
sauber jetzt weiß ich wie viele Kartuschen ich brauche für den Notfall, in der Energie Politik die wir heute zutage haben.
klasse, vielen dank…ich kann nun doch einige Kartuschen hier lassen….