Chile & Argentinien (1) – Von Santiago bis Feuerland

Kein anderes Wort hatte vor meiner Reise soviel Faszination ausgelöst: „Patagonien“. Nach 2 Monaten in Chile und Argentinien und der Reise zur südlichsten Stadt der Welt ist nichts von dieser Faszination gewichen.

Ankunft in Santiago de Chile

Santiago de Chile, unterwegs mit anderen Globetrottern

Zunächst einmal war es gar nicht so leicht, die USA in Richtung chilenischer Hauptstadt zu verlassen. Tatsächlich hatte ich mich im Abflugdatum geirrt, sodass ich den ursprünglichen Flieger verpasst hatte. So kann es gehen, wenn man die Flugnummer mit der Uhrzeit verwechselt! Dass das ausgerechnet mir passiert. 24 Stunden später und um eine Extragebühr an American Airlines erleichtert bin ich dann doch noch in Santiago de Chile angekommen. Alles was mir von dieser Stadt in Erinnerung geblieben ist, ist Tanzen, Merenge, Cerveza, Amigos und Chicas. Eine fabelhafte Stadt zum feiern. Eine gute Adresse um nette Leute kennenzulernen ist die offizielle Jugendherberge im Stadtviertel (Barrio) Brasil, Cienfuegos 151.

Nichteinmal die fast 7.000 Meter hohen Anden um Santiago herum konnten mich tagsüber beeindrucken. Ich bitte um Nachsicht, wenn ich an dieser Stelle keine Sehenswürdigkeiten der Stadt benennen kann. Für mich waren es die Menschen, die Einheimischen und die Backpacker aus aller Herrenländer.

Landstraße (R-60-P) südlich des Nahuelbuta Nationalparks.

Jede Party geht irgendwann mal zu Ende. Nach einer Woche hieß es Adios Santiago! Nach zögerlichem Versuch, Chiles Norden zu entdecken – ich verbrachte zwei Tage in der Hafenstadt Val Paraiso  –, habe ich meine Pläne, in den Norden Chiles zu reisen, kurzentschlossen revidiert, um doch lieber gleich Richtung Süden zu fahren. Zurück von Santiago aus ging es 9 Stunden im Zug nach Concepcion. Die Fahrt kostete gerade einmal umgerechnet 8 Euro. Während meiner Reise, machte der Ort einen verschlafenen, um nicht zu sagen langweiligen Eindruck. Im Februar 2010 sollte Concepcion von einem schweren Erdbeben heimgesucht werden. Es war das schwerste Erdbeben in Chile seit fast 50 Jahren. Große Teile der Stadt wurden zerstört, über 200 Menschen kamen ums Leben.

Per Anhalter durch Chile

Überraschung am Morgen. Da wähnt man sich mit seinem Zelt an einem ruhigen Fleckchen, und bemerkt in der Nacht, dass man das Zelt auf einer Pferdekoppel aufgeschlagen hat!

Von Concepcion aus bin ich dann das erste mal in Chile per Anhalter gereist, was rückblickend hier in Chile wunderbar geklappt hat, nur die Konversation reduzierte sich bei mir auf den Wortschatz eines 2-Jährigen und auch das ist noch übertrieben. Aber es macht Spaß. Die Leute sind sehr nett und offen. So bin ich dann ein paar Tage über kleine Dörfer gezogen und habe dabei wunderschöne hügelige Landschaften durchquert, die mal an die Toscana erinnern, mal an das Bergische Land. Der Unterschied allerdings liegt in seiner Ursprünglichkeit. Man findet hier viel weniger Häuser oder Anzeichen von Besiedelung als in Deutschland oder Italien.

Mit das ungewöhnlichste Erlebnis, das ich in dieser Gegend hatte, war die Nacht auf einem Hügel. Spontan entschied ich mich die Fahrt, die mir ein Chilene als Anhalter ermöglicht hat, zu unterbrechen, mitten in der Pampa. Mein Fahrer war völlig verdutzt und vergewisserte sich, ob ich mir sicher sei, hier aussteigen zu wollen. Die Abendstimmung und die Landschaft waren einfach zu schön. Ja, ich wäre mir sicher, sagte ich ihm. Mitten in der Nacht stellte ich zu meiner großen Verwunderung fest, dass ich nicht alleine war auf diesem Hügel. Ich hörte seltsame Geräusche auf der anderen Seite der dünnen Zeltwand, ein Schnüffeln. In der Dunkelheit dauerte es eine Weile, bis ich erkannte, mit welchen Tieren ich mein Nachtlager teilte. Mit den ersten Sonnenstrahlen des Morgens wurde ich dann zum zweiten Mal von der Pferdeherde in Augenschein genommen. Diese eine Nacht auf der Pferdekoppel werde ich so schnell nicht vergessen. Weiter ging es unter anderem über den Ort Temuco.

Streckenverlauf – Chile & Argentinien

Frühling in Chile

Pucon, Vulkan Villarrica
Pucon, Vulkan Villarrica

Ich hätte mir keine bessere Jahreszeit für eine Reise durch Chile aussuchen können, denn der Frühling (primavera) ist einfach traumhaft hier. Ganze Felder und Landstriche blühen in Gelb, Lila oder Weiß vor lauter Gänseblümchen. An den Straßen oder an den Seeufern blüht der Ginster (retama) in nicht zu überbietendem Gelb. Und der „Kleine Gartenfreund“ in mir erfreut sich außerdem an den bunten Lupinen (lupinos) und an Fingerhut und Rhododendron. Die Luft ist erfüllt von frischen Düften.

Über Pucon nach Patagonien

Für Pucon, wahrlich ein Mekka für Abenteurer aus aller Welt sollte man reichlich Zeit mitbringen. Mindestens 3–4 Tage sollten eingeplant werden. Am Fuße des Vulkan Villarica ist diese Stadt mir echt ans Herz gewachsen. Geplant waren bei mir 2 oder 3 Nächte dort. Es wurden gut 2 Wochen, in denen ich so viele Leute von überall kennengelernt habe, dass ich von dieser Stadt und seinen Menschen nicht mehr los kam. Ich bekam hier einen Eindruck, wie Leben in Chile aussehen kann.

Von Pucon aus habe ich einen ersten Abstecher nach Argentinien gemacht. Die 5-stündige Fahrt durch die wilde patagonische Landschaft war wirklich beeindruckend. Noch beeindruckender war meine Wanderung hinauf auf den Cerro Lopez. 2.134 Meter hoch oben in den Anden und einen Ausblick, der schöner nicht sein kann. Bariloche eignet sich hervorragend als Basis für Touren dieser Art und auch hier rate ich 3-4 Tage einzuplanen.

Der besondere Wandertipp

Vulkan Lanin

Fährt man von Pucon Richtung Argentinien, kommt man an dem beeindruckenden Gipfel des Vulkan Lanin vorbei. Direkt vor dem Berg stehend wurde mir klar: den hätte ich mal schön besteigen sollen! Der Bus macht hier an der Grenze halt und der Wanderweg beginnt direkt an der Grenzstation. Also an alle Wanderburschen und -mädels gerichtet: schon in Pucon die Lebensmittel einkaufen, die man für 2-3 Tage braucht und nichts wie rauf auf den vielleicht schönsten Vulkan in Chile.

Nationalpark Puyehue

Zelten im Puyehue NP

Nach einem Tag Aufenthalt im argentinischen San Martin de Los Andes (schön gelegen an einem fjord-ähnlichem See) steuerte mein Überlandbus Osorno an. Aus welchem Grund auch immer scheint Osorno die besten Supermärkte in Chile zu haben. 3 riesige Hallen amerikanischen Ausmaßes machen sich gegenseitig Konkurrenz und sind optimal, um für längere Wanderungen einzukaufen. Von hier aus ging es 4 Tage in den „Parc National Puyehue“. Herzstück des Parks ist der 2216 Meter hohe Vulkan Puyehue, den ich erklommen habe.

Puyehue

Die Gegend um den Vulkan ist einzigartig. Nicht nur weil die Landschaft alle Merkmale thermischer Aktivität vorweisen kann (Geysire, heiße Quellen, Schwefelgeruch, u.a.), sondern weil das Plateau im Hinterland die Form von Dünen annimmt, so zumindest mein Eindruck. Das Wechselspiel von Schneefeldern und durch die Vulkanasche dunkelgrau gefärbten dünen-ähnlichen Hügeln muss jedem Fotografen und natur-liebenden Menschen begeistern. Trotz nur mäßiger Wetterverhältnisse – die 2 Tage Regen kommen in diesem Bericht zu knapp – habe ich die Zeit im Park sehr genossen. Vielleicht auch deshalb, weil diese karge Gegend mich an Island erinnert hat, wovon ich noch heute schwärme.

2 Gedanken zu „Chile & Argentinien (1) – Von Santiago bis Feuerland“

  1. Hi Tanja,
    das Reisen in Suedamerika ist im Prinzip genau, wie Du sagst. Man denkt von Ort zu Ort. Das klappt aber selbst im suedlichen Patagonien problemlos. Manchmal muss man halt einen ganzen Tag warten, bis ein Bus kommt aber man kommt ueberall hin. Gerade Busse sind sehr guenstig, da sie von den Einheimischen genutzt werden. Aber auch fuer eine 9stuendige Fahrt mit der Bahn durch Chile habe ich nicht mehr, als 8 EUR gezahlt.
    Neuseeland und Australien sind traditionelle Ziele fuer backpackers. Es gibt soviele Bus tickets, dass es eine Weile braucht, bis man die passende Route fuer sich gefunden hat.
    Viele Gruesse.

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  2. Ich habe vor ab Anfang Juli mit einem Around-the-world-ticket um die Welt zu reisen. Mein Problem sind die Verkehrsmittel. In Neuseeland, Australien und Südafrika kein Problem. Aber wie sieht es in Brasilien, Bolivien, Peru und Chile mit Bussen und Bahnen aus? Gibt es dort irgendwelche günstigen Tickets oder sollte man ganz eifach von Ort zu Ort denken? Also, einfach zum Busbahnhof gehen und dort einen Bus in die nächste Stadt, in die man reisen will, suchen?
    Hat jemand Ähnliches vor oder bereits gemacht? Danke!!! Tanja

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